Ein neuer Job
Sandra, IT-Expertin, war 28, als sie in die Bankbranche wechselte. Zuvor war sie bei einem IT-Dienstleister beschäftigt. Dort hatte sie direkt nach ihrem Studium ein Praktikum begonnen und wurde übernommen. Der ausschlaggebende Grund für den Branchenwechsel war ein Jobangebot. Allerdings kam dieses nicht von der Bank sondern vom IT-Unternehmen selbst. Dieses bot Sandra damals eine Stelle im Sales-Team an. Mehr Verantwortung, mehr Kundenkontakt, mehr Strategie – und natürlich auch mehr Lohn. Sandra wusste, dass sie fachlich so einiges auf dem Kasten hatte und auch den IT-Markt ganz gut überblickte, aber die Aussicht auf Beförderung reizte sie überhaupt nicht. Die angebotene Stelle passte einfach nicht zur ihr. Sie war noch nie der Typ gewesen, der gerne proaktiv auf Menschen zu ging. Im Gegenteil: Es strengte sie an, wenn sie sich mit Ansichten und Wünschen von anderen Abteilungen auseinandersetzen musste und auch als Überzeugungskünstlerin war sie nicht gerade bekannt. Also schlug sie das Angebot ihres damaligen Arbeitgebers aus und schaute sich auf dem Markt um. Die Rettung: eine freie Stelle als Fachspezialistin im IT-Bereich einer Regionalbank.
Die kuschlig warme Komfortzone
Schon ab Tag 1 fühlte sich Sandra in ihrem neuen Job pudelwohl. Sie konnte ihr Fachwissen einbringen, durfte teilweise selbst programmieren, indem sie interne Softwarelösungen entwickelte und war verantwortlich für die Erstellung von Krisen- und Interventionsplänen, sollte eine Applikation einmal ausfallen.
Auch mit dem 15-köpfigen Team verstand sich Sandra gut. Das lag aber wohl auch daran, dass die Mehrheit in ihrer Abteilung eine gewisse Diskretion und einen professionellen Abstand zueinander sehr schätzte. Einschliesslich ihrer Führungskraft Thorsten. Die IT-Expertin empfand die Zusammenarbeit im Team als sehr wertvoll. Denn sie merkte, dass alle am gleichen Strick zogen. Auch für ihre Arbeitskolleg:innen hatte die optimale Funktionsfähigkeit und Effizienz der IT-Applikationen höchste Priorität. Und das ging nur, wenn keiner im Gebiet des anderen herumpfuschte. Wenn dann hier und da mal Anfragen von der Front oder vom Back-Office reinflatterten, ob man nicht mal schnell was an dem Tool oder an der Applikation ändern könnte, machte Sandra zwar keine Freudensprünge, aber sie versuchte natürlich, im Rahmen des Möglichen und vor allem des Sinnvollen, die Dinge umzusetzen.
Ein laues Lüftchen der Veränderung - oder doch schon ein Sturm?
Dass sich langsam irgendwas veränderte und sich nicht mehr so anfühlte, wie sie es gewohnt war, merkte Sandra nur schleichend. Zuerst ging ihr Chef Thorsten in Ruhestand. Als Interimschefin wurde Sandras Team Lead Roberta eingesetzt. Doch diese wurde nach kurzer Zeit wieder aus diesem Job entlassen, nämlich als Alex kam und Thorstens Posten antrat. Alex war ein recht dynamischer junggebliebener Mitvierziger. Er begann seine Karriere bei einem bekannten Konzern, wechselte dann zu einer internationalen Bank, bevor er einen Ausflug in die Start-up Szene machte. Und heute ist er bei der Regionalbank und will da auf jeden Fall was reissen und den IT-Bereich auf Spur bringen, an die neusten Standards anpassen und die Leute fit machen für die neuen Herausforderungen.
Wie fit machen? Fit machen für was? Denkt sich Sandra. Ihr ist schon klar und das merkt man auch an vielen neuen Tools und Abläufen, dass die Dinge komplexer geworden sind. Und an sich scheint Alex auch ein guter Typ. Aber trotzdem macht sie sich Sorgen, fühlt sich von dem Enthusiasmus und dem Tatendrang, den ihr neuer Chef in die Abteilung bringt, irgendwie überfordert. Gleich in der zweiten Woche hatte er das ganze Team gebeten, sich einmal Gedanken zu machen über die eigenen Stärken und Schwächen und dazu einen Katalog mit Trainings ausgeteilt. Jeder sollte sich mindestens zwei Themenbereiche aussuchen, die er oder sie gerne entwickeln möchte und man solle sich gleich noch dazu überlegen, wo man karrieretechnisch hinmöchte.
Das Gespräch das alles verändern sollte
Mit einem entsprechend mulmigen Gefühl betrat Sandra dann eine Woche später Alex Büro. Sie war verunsichert und wusste nicht was sie genau im sogenannten «Future»-Gespräch mit ihrem neuen Chef zu erwarten hatte. Die Kursübersicht sagte ihr so gar nicht zu. «Erfolgreich Präsentieren», «Überzeugungskunst und Verhandlungsfähigkeit», «Stressmanagement», «Besser kommunizieren und verkaufen». Sie verstand nicht so ganz, was diese Themen mit ihrem Job zu tun hatten. Sie war IT-Spezialistin und Programmiererin. Ihre Aufgabe war es, dass die Systeme reibungsfrei und effizient funktionierten.
Sie war deshalb umso überraschter, als sie Alex Input lauschte. Er erklärte, dass er die Abteilung nicht nur als eine Gruppe von IT-Spezialisten betrachtete, sondern als integralen Bestandteil des gesamten Unternehmens. "Unsere Systeme sind nicht nur Werkzeuge für uns, sondern sie beeinflussen direkt, wie wir mit unseren Kunden interagieren und wie effizient unsere internen Prozesse sind. Er betonte, dass die zunehmende Digitalisierung und Vernetzung nicht nur technische Herausforderungen mit sich brächten, sondern auch eine verstärkte Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Abteilungen erforderten. "Sandra, vor allem dich sehe ich nicht nur als IT-Expertin, sondern als Schlüsselfigur, die die Brücke zwischen Technologie und den Bedürfnissen der anderen Abteilungen schlagen kann. Das erfordert mehr als nur Codes zu schreiben – es erfordert Kommunikationsstärke, Präsentationsfähigkeit und die Fähigkeit, in einem interdisziplinären Umfeld zu agieren."
Alex ermutigte Sandra dazu, die Kurse als Chance zu sehen, ihre Fähigkeiten zu erweitern und sich nicht nur auf technische Aspekte zu beschränken. "Wir wollen eine Abteilung, die nicht nur technisch brillant ist, sondern auch nahtlos mit anderen Bereichen zusammenarbeitet. Ich bin überzeugt, dass du dazu einen entscheidenden Beitrag leisten kannst."
Die nächsten Tage hallten Alex Worte in Sandras Kopf noch deutlich nach.
Die Entscheidungsphase
Für sie hörte sich das an wie ein «Friss oder Stirb». Und bei dem Gedanken, dass sie in der Abteilung künftig ganz andere Tätigkeiten und Aufgabenbereiche betreuen sollte, wurde ihr wieder mulmig in der Magengegend. Sie war darauf nicht vorbereitet. Also rief sie ihre Freundin Andrea an. Sie kannten sich schon seit Schulzeiten. Nur hatten sie beide selten über den Job gesprochen. Aber Sandra wusste, ihre Freundin hatte immer eine sehr nüchterne und klare Sicht auf Dinge. Darauf konnte Sandra sich auch dieses Mal verlassen.
Ich sehe das so: Veränderungen in der aktuellen Arbeitswelt sind unaufhaltsam. Da ist kein Fachbereich von verschont. Und klar, dass ist eine Herausforderung, aber erstens müssen da alle durch. Und zweitens versuch mal die Perspektive zu wechseln. Sowas kann auch eine Möglichkeit sein sich selbst neu zu entdecken. Es kann eine Chance sein für persönliches Wachstum und berufliche Weiterentwicklung. Du musst ja deshalb nicht gleich grosse neue Karriereambitionen hegen. - Ich weiss ja, wie wichtig dir die Work-Life-Balance ist. Aber probiere es mal so zu sehen: Je eher du Schritt hältst mit den Veränderungen, desto weniger stresst dich dein Job, desto selbstbewusster gehst du mit den neuen Anforderungen um und was bringt dir das? Genau: Gelassenheit und Sicherheit im Job.
Was glauben Sie, wie geht die Geschichte von Sandra weiter? Wie entscheidet sich die IT-Expertin und welche Weichen stellt sie für ihre Zukunft?