Skilly Award 2022 - Silvia Wehrli hat den Bogen raus!

Es ist Winter 2019, die Pensionierung zeichnet sich als nächster grosser Meilensteilen am Horizont ab, als Silvia Wehrli zum ersten Mal der Gedanke kommt, der ihr Leben auf den Kopf und traditionelle Karrieremodelle auf den Prüfstand stellen wird.

Wichtige Fragen, die die Weichen stellen für die Zukunft

Sie fragt sich: Was möchte ich eigentlich, wie will ich meine Karriere bis zur Pensionierung im Jahr 2024 gestalten? Ihr Entschluss: Verantwortung abgeben, das Pensum reduzieren und anderen das Führungsfeld überlassen.

Mit welchen Fragen, Zweifeln und Kompromissen diese Entscheidung verbunden war, was ihre Kolleginnen und Kollegen dazu gesagt haben und wie sie heute über die Entscheidung denkt? Darüber hat uns Silvia im Interview berichtet.

Silvia du bist seit weit über 30 Jahren im Bereich der beruflichen Vorsorge tätig und hast die letzten 13,5 Jahren bei der Zürcher Kantonalbank verbracht. Kannst du über deine dortigen Anfänge berichten?

Ich bin im neuen Team sehr schnell und gut angekommen und habe mich direkt heimisch gefühlt. Das lag zum einen an den Arbeitskolleg*innen und der Unternehmenskultur aber auch an meinen Aufgaben und Verantwortungsbereichen. Für mich war der Mix aus Kundenberatung und Leadership Aufgaben genau das Richtige. Schon damals brannte ich nicht nur für das Thema der beruflichen Vorsorge, sondern mich interessierte auch was die unterschiedlichen Menschen bewegt, wie sie ticken und wie man es schafft, dass alle erfolgreich Zusammenarbeiten und voneinander profitieren. Charaktere und ihre Unterschiede faszinieren mich bis heute.

Du sagst der Mix aus Führung und Fachthemen war für dich optimal. Warum dann der Gedanken eines davon abzugeben?

Ja das ist eine gute Frage. Ich denke da kamen mehrere Faktoren zusammen. Seit ich mit Anfang 20 begonnen habe zu arbeiten, war ich im Vollzeitpensum tätig. Das gab mir den Anstoss zu überlegen, ob ich mir vielleicht doch etwas mehr Zeit für private Dinge nehmen soll. Dann mit dem Hinblick auf die baldige Pensionierung schien es mir sinnvoll einfach vorher schon mal ein bisschen «Dampf rauszunehmen» und auch anderen Personen die Chance zu geben in die Führungspositionen hineinzuwachsen. Und dann ganz generell finde ich es doch wichtig bestehende Strukturen und Modelle einmal zu hinterfragen und neue Möglichkeiten und Perspektiven in Betracht zu ziehen. Ob man diese dann nachher verfolgt, ist eine andere Sache, aber offen bleiben für Neues finde ich enorm wichtig.

Jetzt hast du die Entscheidung getroffen und dann auch zeitnah umgesetzt. Wie geht es dir heute damit?

Sehr, sehr gut. Ich habe die Entscheidung nicht bereut – im Gegenteil ich bin froh, dass ich es so durchgezogen habe. Und natürlich war es meine eigene Entscheidung, aber es war enorm hilfreich, dass mein Team und mein Chef mich dabei unterstützt haben und wir uns gemeinsam «eingrooven» konnten. Es hat mich zum einem bestärkt, dass mein Chef offen auf meinen Vorschlag reagiert hat, zum anderen hatten wir bei uns im Team einen Kollegen, der qualifiziert war und Lust hatte auf eine neue Herausforderung als Führungskraft. Das hat das Vorhaben einfacher gemacht. Ja und jetzt geniesse ich die gewonnene Freizeit natürlich in vollen Zügen.

So eine Entscheidung trifft man trotzdem nicht über Nacht. Was waren denn so Fragen, die dich besonders beschäftigt haben?

Ja da sind mehrere Fragezeichen in meinem Kopf «aufgepoppt». Mir war klar, wenn ich den Schritt gehe, dann verliere ich meinen «Status» als Führungskraft. Dieser Umstand allein war aber nicht das, was mich beschäftigte, sondern ich habe mich gefragt, wie sich das anfühlt für mich einen Schritt zurückzutreten und wie ich persönlich damit umgehe. Damit verbunden war die Frage: Kann ich mich zurückhalten und Entscheidungen meinem Nachfolger überlassen und wie reagiere ich, wenn er Dinge anders macht als ich? Dann habe ich mir Gedanken gemacht, was die Leute und generell vielleicht auch mein Team darüber denken und ob ich dann noch akzeptiert werde in meiner neuen Rolle. Nach einigen Gesprächen im privaten Rahmen habe ich diese Zweifel haben beiseitegeschoben und habe mich nicht darauf fokussiert was andere vermeintlich denken könnten, sondern was ich möchte und wie ich meine Zukunft gestalten will. Dieses Mindset hat sehr geholfen.Mir war ausserdem bewusst, dass Teilzeit und weniger Verantwortung auch bedeutet weniger Geld zu verdienen. Hier habe ich mich einfach gefragt, was mir mehr Wert ist, und die Entscheidung fiel auf die Freizeit.

Wie hat denn dein Umfeld, vor allem auch die Arbeitskolleg:innen, reagiert?

Sehr überraschend - und das im positiven Sinne! Es kamen sogar teilweise Leute aus der Bank auf mich zu, die mir zur Entscheidung gratuliert haben. Das war dann doch ein schöner Moment und hat mich darin bestärkt, dass es gut ist Wege einzuschlagen, die vielleicht (noch) nicht so populär sind.

Zum Abschluss noch die Frage: Welche Tipps und Gedankenanstösse würdest du Leuten gerne mit auf den Weg geben, die vielleicht auch gerade vor einer solchen Entscheidung stehen oder sich generell über alternative Karrieremodelle Gedanken machen?

Natürlich geht mit so einer Entscheidung jeder individuell um, aber was es aus meiner Sicht definitiv brauch sind zwei Dinge. Man muss Mut haben über den eigenen Schatten zu springen und man muss sich selbst Vertrauen. Man muss mit sich in die Auseinandersetzung gehen und fest in sich hineinhören – sich fragen: ist das, was ich gerade mache, wirklich noch das, was ich will, oder wäre ich mit einer Veränderung, auch wenn sie vielleicht im ersten Moment schmerzhaft oder unbequem erscheint, im Endresultat glücklicher.

Und zum Schluss noch einen Tipp für diejenigen, die noch 10 oder 20 Jahre bis zur Pensionierung haben: auch hier lohnt es sich weiter in die Zukunft zu denken und bereits zu überlegen, wie die letzten Karrierejahre gestaltet werden sollen. Denn wenn man schon mit 40 oder 50 weiss, dass man sich beispielsweise eine Bogenkarriere vorstellen könnte, macht es Sinn dies ganzheitlich durchzudenken und entsprechend finanziell vorzusorgen, mit dem Vorgesetzten über die Nachfolgeplanung zu sprechen und sich mental darauf vorzubereiten.

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