Eine 25-jährige Karriere als Banker
Mit 43 Jahren blickt Nicolas Ludin auf ein gutes Stück Karriere zurück. Um die Jahrtausendwende arbeitet der gebürtige Romand in Olten, wo er sich auf E-Banking-Systeme spezialisiert. Auf die Frage, ob das Gespräch mit skillaware in Schweizerdeutsch möglich wäre, winkt er lachend ab – “Vielleicht könnte ich etwas Deutsch sprechen, aber Schweizerdeutsch – keine Chance”. Die Rückkehr in den Kanton Waadt gestaltet sich reibungslos und er beginnt seine Laufbahn als Privatbanker. Ein Beruf, der ihn bis heute fasziniert.
Die Welt dreht sich – und dann kommt Corona
Nicolas Ludin liebt seinen Beruf, sein Leben, seine Familie. Er hat sich ein schönes Leben aufgebaut, eine bezaubernde Frau geheiratet und eine kleine Tochter geschenkt bekommen. Eigentlich ist alles gut. Dennoch merkt er, wie ihn der Wandel in seinem beruflichen Alltag irritiert. Die Bankenbranche wurde durch Krisen geschüttelt und das wirke sich auch auf das Privatbanking aus. Der Kostendruck, die Regulierung, die stetig steigenden Leistungsziele: “Auch wenn ich meinen Beruf liebe, es ist nicht immer einfach”. Als dann im März 2020 die Corona Pandemie einzieht und die Mitarbeitenden und Kunden gleichermassen durch den Lockdown irritiert und verunsichert werden, verändert sich Nicolas Perspektive auf seinen Beruf schlagartig. Es sei wie eine Art Negativspirale gewesen, der Arbeitsalltag wurde zur zornbeladenen Odyssee. “Ich war unzufrieden, wütend, habe mich teilweise tagelang nur noch aufgeregt. Am Ende fragte ich mich, ob es das nun gewesen sei oder ob es da draussen einen anderen, besseren Job gibt.”
Entweder man ändert etwas oder man fährt gegen die Wand
Die Unzufriedenheit und Wut zogen sich über Tage und Wochen hin. Ein Zustand, den Nicolas selbst kaum aushielt. Aber auch die Kolleginnen und Kollegen litten darunter, ja vielleicht machte sich die Stimmung sogar im trauten Heim bemerkbar. In Gesprächen mit Freunden wurde ihm empfohlen, sich an eine Laufbahnberatung zu wenden, um sich am Arbeitsmarkt orientieren zu können. Gesagt, getan. Nicolas begann mit einem persönlichen Coaching mit dem Ziel, kleine Lebensgewohnheiten so umzustellen, dass er sich wieder besser und energievoller fühlte. Mehr Schlaf, bessere Ernährung, ausgewogene Lebensgestaltung. Das war ein erster Schritt. Dann kam die Suche nach einer Laufbahnberatung. Nicolas Ludin fand Hélène Ducret im Internet und rief sie direkt an. “Das Gespräch war eigentlich für ein paar Minuten festgelegt und ging über eine Stunde“, lacht Ludin. Nicolas hat von Beginn an einen guten Draht zu Hélène. Das Gespräch war einfach, fühlte sich richtig an und Nicolas Ludin konnte sich öffnen. Schon das Erstgespräch habe ihm Kraft gegeben, um diese Orientierungsphase der Laufbahnberatung zu starten.
Wer bin ich? – Was kann ich? – Wo will ich hin?
Der Prozess der Laufbahnberatung geht über diverse Phasen. Die erste besteht aus der Auslegeordnung. Wer bin ich? Was kann ich? Wo will ich hin? Für Nicolas Ludin war klar: ”Ich muss aus diesem Beruf raus, etwas finden, was mir Sinn gibt.” Er beschreibt die Laufbahnberatung als Reflexionsprozess, in welchem er sich nicht nur auf die Entwicklungsaspekte, sondern vor allem auch auf seine Stärken besinnen konnte. “Mit jemandem zu sprechen, der ein Profi ist, der dir Wege aufzeigt, wie du wieder auf die Beine kommst, aber vor allem auch in Erinnerung ruft, was du wert bist, was du alles kannst, das war der Schlüssel für das Ende der Negativspirale.” Hélène fordert Nicolas auf, die Neuorientierung erst einmal pausieren zu lassen und sich zuerst darauf zu konzentrieren, wieder Ruhe und eine positive Haltung zurückzugewinnen. Ein Selbst-Management-Training, welches er eisern verfolgte, half ihm, die positiven Aspekte seines Berufs und seiner Tätigkeit neu zu entdecken. Am Ende war gar keine Neuorientierung mehr notwendig. “Es war in meinem Kopf: der Stress, die Unsicherheit und all diese Negativität. Mit dem Training habe ich es geschafft, zur Ruhe zu kommen, mich auf die positiven Aspekte zu konzentrieren. Plötzlich war mir gar nicht mehr klar, warum ich dachte, ich müsse unbedingt mein Glück wo anders finden.
Frühzeitig Hilfe suchen ist die beste Prävention
Nicolas hat seine Arbeit neu entdeckt und kann nun wieder offen und zufrieden mit Kolleginnen und Kollegen umgehen, Probleme lösungsorientiert angehen und seine Aufgaben als sinnstiftend erleben. “Das war ein grosser Schritt mit verhältnismäßig kleinem Aufwand”, sagt er lächelnd. Die erste Orientierungsphase der Laufbahnberatung habe bereits gereicht, um ihn wieder auf die Spur zu bringen. “Es ist wichtig, frühzeitig zu handeln und nicht erst, wenn man schon Monate und Jahre in so einem Zustand ist. Wer zu lange wartet, riskiert krank zu werden und muss dann vielleicht Entscheidungen treffen, die vermeidbar gewesen wären. Umso grösser man das Problem anwachsen lässt, umso länger geht der Prozess.” Auf die Frage, ob er verstehen könne, dass viele Menschen auch zögern, wenn es um den Schritt zur Laufbahnberatung geht, winkt Ludin ab. Es gäbe keinen Grund, zu zögern oder Angst zu haben. “Dafür sind die Profis ja da, um einem zu helfen. Manchmal kann man es selbst nicht, das ist normal, dann braucht man einfach jemanden, der einem wieder auf Spur bringt.”
Ratschläge zum Schluss
Nicolas konnte sein Problem mit offenen Coaching-Gesprächen lösen, aber den einen richtigen Weg gibt es seiner Meinung nach nicht. „Jeder muss selbst genau den Weg finden, der zu ihm passt. Etwas, was ich aber jedem raten kann, ist, sich frühzeitig Hilfe zu suchen und vor allem sich auf die eigenen Stärken zu konzentrieren. Wir alle können mehr als wir denken.”
Hören Sie gerne das gesamte Podcast-Interview mit Nicolas Ludin.